Der Schöneberger Gasometer ist ein Dinosaurier der Technikgeschichte, der eine erstaunlich lange Karriere hingelegt hat. Er wurde erst 1995 stillgelegt, da waren viele seiner „Artgenossen“ schon längst abgerissen.
Die Geschichte hat es gut mit ihm gemeint. Über den Krieg kam er ohne größere Schäden, sodass Berlin 1945 auf den weiteren Betrieb angewiesen war. Hätten sich die Planerträume einer autogerechten Stadt aus den sechziger und siebziger Jahren erfüllt, wäre die berüchtigte „Westtangente“ das Todesurteil für den Gasometer gewesen.
Er blieb, die Leitmotive der Stadtplanung änderten sich. Was sich jedoch auch veränderte, waren die Energiequellen.
Aufgrund der politischen Lage verzögerte sich aber die Einführung von Erdgas im Westteil Berlins. Erst ab 1985 wurde sowjetisches Erdgas bezogen, und die komplette Umstellung sollte sich 10 Jahre hinziehen, sodass bis 1996 noch Stadtgas erzeugt wurde.
Gasometer-Denkmalpflege zählt zu den wohl schwierigsten Aufgaben der Denkmalschützer. Erst seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts zählt man sie überhaupt zu erhaltenswerten Zeugnissen der Stadtgeschichte. Inzwischen sind sie äußerst selten.
Ihr Schutz und Erhalt ist daher besonders wichtig, aber wie bei vielen historischen Industriebauten ebenso problematisch.
Die jüngste Geschichte des Schöneberger Gasometers ist ein bezeichnendes Beispiel dafür. Die aktuelle Situation offenbart, dass die geplante Sanierung des rostenden Stahlgerüsts völlig stagniert und dass es unnötige Eingriffe in die Denkmalsubstanz gab, die nicht vorab genehmigt waren. So ist sehr deutlich geworden, dass die Sensibilisierung für die Eigenarten und den denkmalgerechten Erhalt des Bauwerks fehlt. Der beste Beweis ist der Bebauungs- plan für das Gelände des früheren Gaswerks.
In diesem Jahr wird der Schöneberger Gasometer 100 Jahre alt. Die BI Gasometer zählt den denkmalgerechten Erhalt und die Pflege des Schöneberger Gasometers zu ihren wichtigsten Zielen. Zur Bewertung des Denkmals und zu den aktuellen Ereignissen gibt es aus gegebenem Anlass einen ausführlicheren Bericht, den Sie hier herunterladen können.
(Berlin-Schöneberg, im September 2010)