Die Riesen kommen!
Das Landesdenkmalamt sprach in seiner Stellungnahme zur Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für das alte Gaswerk Schöneberg 2008 von einer „Verzwergung“ des Denkmalensembles, konnte oder wollte sich jedoch letztlich nicht durchsetzen. Jetzt sehen wir die Folgen: Das geschützte Denkmal Gaswerk Schöneberg wird zugebaut.
Am 14. September 2011 wurde der Grundstein für den ersten Hochhaus-Riesen auf dem Baufeld 7 in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit gelegt. Das Baurecht hierfür wurde am 16.03.2011 mit der Verabschiedung des umstrittenen Bebauungsplans 7-29 von der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg geschaffen. Da der Bebauungsplan noch nicht rechtskräftig ist, wurde am 16.03. und am 22.06.2011 zusätzlich Planungsreife für vier Baufelder beschlossen. Danach dürfen die „Riesen“ mit Bauhöhen von 29,5 m bis 55 m auf den Baufeldern 6, 7, 8 und 15 gebaut werden. Vorgesehen ist jeweils ein Bürogebäude mit zweigeschossiger Tiefgarage und Gastronomie im Erdgeschoss. Im obersten Geschoss des Baufeldes 8 ist zusätzlich ein Penthouse angedacht.
Wie könnten die Riesen aussehen?
Wir haben anhand unserer Informationen aus den Beschlüssen der BVV ein Computermodell mit den vier Baukörpern in 3-D erstellt und daraus eine Fotomontage und einen Lageplan mit einer Darstellung der Verschattung angefertigt. Der Schattenwurf wurde für den 16.07.2011 um 17:25 Uhr (Sommerzeit) in Berlin berechnet. Die Fotomontage zeigt die maximal zulässigen Baumassen und keine konkreten Architekturentwürfe. Unsere Darstellungen basieren auf den Ausweisungen des Bebauungsplans 7-29 in Verbindung mit den Beschlüssen zur Planungsreife.
Für die oben stehende Fotomontage haben wir das nebenstehende Foto von Norden her (Standpunkt im öffentlichen Park) verwendet.
Das Baufeld 7 (rechts) mit einer Höhe von bis zu 38m und das Baufeld 8 (links) mit bis zu 33m ragen in der Fotomontage vor dem Gasometer auf. Wie eine Wand verdecken die Baukörper den Gasometer fast vollständig. Die gewöhnliche Berliner Traufhöhe von 22m der umliegenden Wohnungsbebauung auf der Schöneberger Insel und in der Ebersstraße wird deutlich überschritten. Außerdem verschatten die neuen Baukörper den neu geschaffenen öffentlichen Park, wobei die Verschattung im Sommer, wie hier dargestellt, geringer ist als während der übrigen Jahreszeiten. Auch die Verschattung der neuen Gebäude untereinander ist erheblich.
Bei den zu erwartenden Gebäudehöhen kann man für das Baufeld 7 von elf Geschossen mit einer Geschosshöhe (lichte Raumhöhe + Decke) von ca. 3,40m ausgehen. Im Baufeld 8 können neun Geschosse mit einer Geschosshöhe von ca. 3,60m untergebracht werden.
Grundlagen
Annahmen der Visualisierung
Gebäudehöhen = zulässige Bauhöhen nach dem Bebauungsplan:
Baufeld 6: 29,50m + Dachaufbauten
Baufeld 7: 38,00m + Dachaufbauten
Baufeld 8: 33,00m + Dachaufbauten
Baufeld 15: 55,00m + Dachaufbauten
Schattenwurf vom 16.07.2011 um 17:25 Uhr (Sommerzeit) in Berlin
Die Schattenberechnung erfolgte mit dem Computerprogramm SketchUp.
Die zugelassenen Ausmaße der Baukörper nach dem Bebauungsplan können natürlich in Form und Höhe unterschritten werden. Auch um die Belichtung der großen Gebäudeblöcke zu gewährleisten sind z.B. Höfe erforderlich. Da es jedoch verschiedene Ausführungsmöglichkeiten gibt, haben wir bei unserer Darstellung auf die möglichen Außenmaße beschränkt. Indessen steigt die Wirtschaftlichkeit, je weiter die Rechte des Bebauungsplans ausgenutzt werden. Es muss daher damit gerechnet werden, dass die Bebauung wie in unserer Visualisierung bis an die Grenzen des Möglichen und planungsrechtlich Zulässigen erfolgt.
Verschattungsplan und Übersicht
Der Standpunkt der Aufnahme für die Fotomontage befindet sich auf der Nordspitze neben den S-Bahngleisen auf Höhe der Roßbachstraße und ist in unserem nachstehenden Verschattungsplan mit einem roten Punkt markiert.
Auch die Verschattung basiert auf dem gleichen 3-D Modell mit denselben Daten wie die Fotomontage. Computerprogramme können jedoch nicht exakt den tatsächlichen Schattenwurf vorhersagen, weil dieser durch eine Vielzahl weiterer Faktoren bestimmt wird.
Sehr deutlich wird auf der Planübersicht auch, wie stark die Grünflächen im Südosten des Gebietes verschattet werden könnten, wenn dort der derzeit höchste neue Riese mit einer Höhe von bis zu 55 m auf dem Baufeld 15 gebaut wird.
Harmlose Bildchen
Da ist es kein Wunder, wenn die Grafiken der Projektentwicklerin (die wir hier aus urheberrechtlichen Gründen leider nicht zeigen dürfen) ein ganz anderes, nach unserer Ansicht erheblich verharmlosendes Bild der von ihnen geplanten Gebäuden zeigt. Um sich ein Bild zu machen, empfiehlt sich ein Besuch der Webseite der EUREF AG und ein kritischer Vergleich der dort dargestellten Baukörper mit der Umgebung (Bäume, Gasometer, umliegende Häuser, Verschattung). Dort wird z.B. durch die Darstellung der Neubauten im Norden aus der Vogelperspektive ein Blickwinkel gewählt, den wir vom Boden aus nie haben werden. Die in der Wirklichkeit vorhandenen Zäune sind verschwunden, das öffentliche Parkgelände scheint Teil des Euref-Projekts zu sein. Jedenfalls nach unserer Visualisierung sieht die durch die Baukörper zu erwartende Zukunft auf dem Gelände höher und schattiger aus als auf den sonnig wirkenden Bildchen der Projektentwicklerin.