Denkfehler: Fehlende innere Erschließung
Auf der Seite Stadtumbau-Berlin.de wird sich auch mit dem „Stadtumbau Südkreuz“ befasst. Das ist letztlich ein Fördergebiet, in dem stadträumliche Veränderungen (ich liebe diese verquaste Architektensprache) stattfinden sollen.
Schwierig wird es bei uns, also auf der Schöneberger Insel mit den Verkehrswegen. Da stimmt die Analyse bis auf den letzten Punkt:
Das Südkreuz-Areal ist im Stadtzusammenhang wie auch regional und infrastrukturell sehr gut angebunden. Die innere Erschließung des Gebiets ist jedoch unzureichend, selbst Fuß- und Radwege brechen an dessen Grenzen ab. Die vorhandenen Verkehrsflächen (Bahn, Auto) durchqueren das Gebiet derzeit nur, der Bahnhof wird als Umsteige-, nicht jedoch als Zielbahnhof von S-Bahn-Nutzern verwendet; von der Fernbahn wird der Bahnhof kaum genutzt.
Um diese Insellage aufzubrechen, ist ein übergeordnetes Erschließungskonzept notwendig, das sowohl die Liegenschaften der öffentlichen Hand als auch die zahlreichen privaten Brachflächen mit einbezieht. Zur Einbindung in den städtischen Zusammenhang ist hierfür die „Schöneberger Schleife“, ein Fuß- und Radweg, geplant, der ausgehend vom sogenannten „Flaschenhals“ über das Südkreuz zurück zum Gleisdreieck/Potsdamer Platz/Tiergarten führen soll. Die Verknüpfung der öffentlichen Räume unter Einbindung bereits vorhandener Parks und Sportanlagen soll so die mosaikartige Struktur des Quartiers zu einem zusammengehörigen Ganzen fassen und mit der Innenstadt verknüpfen.
Mal zu Ende gedacht: Warum wird dann das einzigartig zentrale Gasometer-Gelände mit seiner dreiseitigen Erschließung (im Norden der neue S-Bahnhof Julius-Leber Brücke, im Westen die S-Bahn Schöneberg, geeigneter Platz für eine kühne Fußgängerbrücke und im Süden die Torgauer Straße zum Fernbahnhof Südkreuz) nicht mal geöffnet und zum öffentlichen Raum geplant? Zur Zeit und (wenn es nach den profitmaximierten Planungen des Projektentwicklers geht auch in Zukunft) ist das eine „gated area“, also ein weißer Fleck mit unsichtbarem oder sichtbarem Zaun drumherum. Keiner soll rauf und keiner kann durch. Und so soll das auch bleiben. Sogar die Erschließung der Nordspitze (der letzte Zipfel öffentliche Fläche hinter einem mehr als 40 Meter hohen Büroturm nach der derzeitigen Planung), also
von Süden Stahlbeton und von Norden Geländeversprung
wurde in der mit Verlaub total stümperhaften Planung der Herren Projektentwickler so peinlich „vergessen“, dass nach unseren Einwänden in der vorgezogenen Bürgerbeteiligung mühsame Korrekturen notwendig waren. Die gesamte „Nordspitze“ wäre sonst komplett ohne Zugang/Erschließung gewesen.
Wer Planung ernst nimmt und nicht nur europänische Kohle abgreifen will, der sollte das GASAG-Gelände öffnen. So gehört sich Planung. Und dieser mit Verlaub skurrile Entwurf einer schneeweißen Brücke über das Südgelände passt doch hervorragend über die Dominicusstraße. Da werden die Graffitis wenigsten gesehen. Wäre auch ein netter Platz für lichtstarke Außenwerbung.