Maserati des Treberfürsten geblitzt
Der Chef der Berliner Treberhilfe, Harald Ehlert, ist in Schöneberg kein Unbekannter. Er wurde durch einen längeren Bericht im Tagesspiegel mit der Überschrift „Hol schon mal den Maserati“ auch berlinweit bekannt. Exzentrische Selbstdarstellung ist eine seiner Leidenschaften, dazu dient ihm auch ein Maserati als Dienstwagen, den er auch in der Presse nicht verschweigt. Jetzt kam es laut Berliner Morgenpost zu einem Vorfall: Die Radarfalle in der Müritz schnappte zu und nun wird darüber gestritten, ob das Fahrtenbuch den schnellen „Sozialkapitalisten“ (O-Ton Ehlert) zukünftig begleitet.
Damit hat Ehlert dem Projektentwickler Reinhard Müller am Schöneberger Gasometer nach meiner Einschätzung mehrere Dinge voraus: Für die Angebote der Treberhilfe gibt es eine sehr stabile Nachfrage, was für die noch nicht gebauten Immobilien am Gasometer (wie etwa das an der Südspitze geplante Hotel) derzeit nicht der Fall zu sein scheint. Und Ehlert macht mit seinem Dienstwagen geschickt Imagewerbung. Womit Müller wiederum zurückhaltend ist, obwohl er (wie mir ein Journalist berichtete) jedenfalls früher einen Ferrari genutzt haben soll. Vielleicht ist diese „Dienstwagenfrage“ aber auch Kalkül. Der Immobilienspekulant mit dem Ferrari ist ein Klischee, das man tunlichst nicht auch noch in der Öffentlichkeit bedienen sollte. Wohingegen der „Sozialkapitalist“ mit dem Maserati einfach nur aus der Rolle fällt und dadurch Aufsehen erregen kann.
Offenbar liest die Berliner Diakonie nicht Tagesspiegel. Erst jetzt empört man sich dort über den „Sozial-Maserati“ und zieht Konsequenzen, obwohl der Tagesspiegel in durchaus prominenter Aufmachung (allerdings ohne Foto des Maserati) vor mehr als einem halben Jahr bereits ausführlich über die Marotten des „Sozialkapitalisten“ berichtete.
Aktiver Umgang mit internen Problemen funktioniert anders.
Jetzt hat sich auch der Spiegel auf diese Meldung gesetzt. Und die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Bereits mit dem ganzseitigen Artikel im Tagesspiegel vom August 2009 war bereits bekannt, wie Herr Ehlert so drauf ist. Ich frage mich nur, warum der Wohlfahrtsverband (dessen Mitglied die Treberhilfe ja ist) und die Staatsanwaltschaft nicht bereits früher nachgefragt haben. Das wirft ein trübes Licht auf die Fähigkeit der Kontrollorgane, deren Verantwortliche ganz offensichtlich weggeschaut haben. Vielleicht, um die wenig beliebte „Kundschaft“ der Treberhilfe weiterhin kostengünstig „
entversorgen“ zu können. Wenn das auf diese Weise an der Sozialarbeit vorbei angehäufte Vermögen nun wieder gemeinnützigen Zwecken zugeführt wird, wäre das zu begrüßen.Und noch ein kleiner Nachtrag: Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat die Treberhilfe e.V. jetzt „wegen verbandsschädigendem Verhalten“ ausgeschlossen, wie der Informationsdienst paperpress meldet.
Der eigentliche Skandal dabei ist: Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat (wie offenbar alle weiteren mit der Treberhilfe befassen Verbände und Organe) von August 2009 bis Februar 2010 einen tiefen Schlaf geschlafen. Nur ein Mal lesen des Tagesspiegels hätte gereicht, um zumindest mal das zu tun, was man in der freien Wirtschaft ein „Mitarbeitergespräch“ oder ansonsten „Vorermittlungen“ nennt. Scheinheilig erscheint mir das!