Cheruskerpark Nord bleibt übersichtlich
Vor etwa einem Jahr am 03.07.2010 eröffnete der für Bürgerdienste, Ordnungsaufgaben, Natur und Umwelt zuständige Stadtrat Oliver Schworck (SPD) die neue Grünfläche auf der Nordspitze und den mit erheblichen Mitteln von Grün, Bäumen und Büschen weitgehend befreiten Teil des nördlichen Cheruskerparks.
Wie kurz darauf am Lassenpark war es zuvor zu heftigen Protesten der Anwohner gekommen, weil der Stadtrat dort wie hier ohne Kommunikation mit den Anwohnern zahlreiche Bäume und Büsche gerodet, viel Tiefbau beauftragt und seine höchstpersönlichen Vorstellungen von einer übersichtlichen Parkanlage durchgesetzt hatte.
Während die Anwohner sich gegen Rodungen und sterile Rampen und Betonmauern verwahrten, versuchte das Bezirksamt, mit maximalem Mitteleinsatz das Gegenteil von einem Park zu schaffen. Die Anlage auf der Nordspitze ist als übersichtliche Freifläche mit minimaler Vegetation gestaltet. Stadtrat Schworck ist schließlich erklärter Anhänger der These, dass Büsche und Bäume Kriminalität geradezu anziehen und Tempelhof-Schöneberg gänzlich unregierbar machen.
Dann waren die Maßnahmen hoffentlich nicht teuer, fragt sich der Kopf schüttelnde Bürger. Weit gefehlt:
Der Landesrechnungshof hat in seinem Jahresbericht 2011 die „Gasag-Nordspitze“ unter die Lupe genommen. Er kritisiert, dass die Wirtschaftlichkeit nicht überprüft worden sei und zu aufwendige Ausstattungsdetails ausgewählt wurden. Unter anderem aufwändige Edelstahlgeländer, ein sauber betonierter Bolzplatz (von denen es zahllose weitere- in unmittelbarer Nähe gibt) und ein schier unendliche Mehrzahl von Rampen und Betonmauern – dies alles hätte wohl nicht unbedingt sein müssen.
Die Mittel für den Parkbau kamen aus dem Förderprogramm Stadtumbau West und betrugen 443.000 Euro (Fläche: 7.000 qm). Das Einsparpotential hätte laut Rechnungshof bei mehr als 100.000 Euro liegen können.
Das ist jedoch nicht die einzige Verschwendung von Steuermitteln an diesem Ort. Der angrenzende Nordteil des Cheruskerparks wurde aufwendig umgestaltet (nicht instandgesetzt). Inzwischen ist klar: Diese „Maßnahme“ kostete sage und schreibe rund 206.000 Euro, die der Bezirk selber aufgebracht hat. Auch hier hätten die Kosten erheblich gesenkt werden können.
Und nach einem Jahr zeigt sich auch, worum es dem Bezirksamt vor allem geht:
Möglichst viel Beton und Stahl, damit wenig Pflege anfällt. Am südlichen Eingang des Parks ist ein beeindruckendes Gestrüpp von Unkraut zu bewundern – hier fand offensichtlich seit Fertigstellung der Rampe keinerlei Pflege mehr statt. Nun mag Stadtrat Schworck überlegen, ob die fast mannshohen Unkräuter dort nicht weiteres Sicherheitsrisiko darstellen. Und für die völlig abgenutzten Holzobjekte (moderner Schnickschnack zur Dekoration der leeren Wiese) kann das Bezirksamt schon jetzt erhebliche Folgekosten für den Austausch einplanen. Die Holzteile sind von Witterung und Gebrauch abgestoßen und stellen demnächst vermutlich ein weiteres Sicherheitsrisiko dar.
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