Lack ab, Rost ab?
Der Lack ist größtenteils ab, darunter schaut schon lange der Rost hervor. So kennen wir den Gasometer schon seit ungefähr zwei Jahrzehnten. Soll er dauerhaft erhalten bleiben, muss er gründlich saniert werden. Das sieht jeder, und fast jeder im Bezirk hofft darauf.
Ist jetzt etwa aus der Hoffnung Gewissheit geworden? Am 5. Mai war großer Presseauftrieb am Gasometer. Den Medienvertretern wurde verkündet, jetzt gehe es los mit der Sanierung. Anschaulich war ein Musterstück vorbereitet. Stadtrat Krömer hantierte fotogen mit einem Lasergerät, mit dem das Industriedenkmal entrostet werden soll. Die Abendschau des rbb filmte die Szene und meldete, die Sanierung koste 3,8 Millionen Euro und werde vier Jahre dauern.
Über die Vorgeschichte jedoch mochte keiner der Medienvertreter berichten, geschweige denn, dass die Sanierung schon längst überfällig ist. Mal abgesehen von den vollmundigen Versprechungen des Jahres 2007, man wolle noch im selben Jahr die Instandsetzung beginnen: Es gibt einen öffentlich-rechtlichen Vertrag, dem zufolge der Eigentümer Reinhard Müller spätestens seit dem Frühjahr 2009 kontinuierlich eine Sanierung des Gasometers hätte betreiben sollen. Offiziell wurde der BVV mitgeteilt, ja er habe begonnen, und zwar im Februar 2009 mit der Instandsetzung eines Handlaufs. Und Krömer zeigte sich zuversichtlich, dass – obschon die Arbeiten danach nicht fortgeführt wurden – die Sanierung vertragsgemäß innerhalb von fünf Jahren abgeschlossen werde. Wie sämtliche Verpflichtungen des Vertrages wird auch diese sicherlich nicht eingehalten werden. Und das ist leider die einzige Gewissheit, die wir jetzt mit der Ankündigung einer auf vier Jahre angesetzten Sanierung haben.
Und was für die Kameras in Szene gesetzt wurde, ist für die Anwohner nichts Neues. Der altbekannte „Musterabschnitt“ auf der Nordseite war der Tatort. Dieses mit einer Plane verhüllte Gerüst von ca. 15 m Höhe besteht schon seit circa einem Jahr und sollte wohl vor allem der BVV zeigen, hier tut sich etwas. Denn im letzten Jahr wurde die Devise ausgegeben, dass Sanierungstechniken erprobt werden müssten. Publikumswirksam diente der Musterabschnitt schon am 5. Juni 2010 in der Langen Nacht der Wissenschaften und am Tag des offenen Denkmals am 11. und 12 September 2010 als Vorzeigeobjekt. Nur leider hat sich dahinter nie wirklich viel getan, wie jeder Nutzer des Cheruskerparks weiß. Im letzten Januar war der Zustand des Abschnitts besonders eindrucksvoll, die Planen flatterten im Wind, als ob sie ihre Schuldigkeit getan hätten.
Die entscheidende Frage aber lässt sich momentan nicht beantworten: Wird es ab sofort eine kontinuierliche Sanierung des rostigen Gasometers geben oder war der Termin am 5. Mai wieder nur eine öffentlichkeitswirksame Ankündigung? Arbeiten am Gasometer zumindest sind derzeit nicht wahrnehmbar.
Ein sehr schöner Artikel über diesen Event findet sich bei der Stadtteilzeitung Schöneberg. Geschrieben von Christiane Rodewald und mit schönen Fotos. Lesenswert!